Was sich bei E-Bike Akkus aus China in den letzten Jahren getan hat

Was sich bei E-Bike Akkus aus China in den letzten Jahren getan hat

Mai 8, 2020 Projektgeschichten 0
Schwarz-blaues E-Bike vor weißem Hintergrund

Sind wirklich alle Akkus aus China Schrott? Nein, natürlich nicht!

In den letzten Jahren hat sich bei Akkus und Batterien einiges getan. Wenn du möchtest, erzähle ich dir im Video unten am Beispiel eines E-Bike-Akkus mehr darüber. Scrolle einfach ein bisschen weiter, wenn du das Ganze lieber in Textform lesen möchtest 😉

E-Bike Akkus aus China: wie es früher war

Ich entwickle und produziere seit mehr als 15 Jahren Akkus und Batterien. Seit Neuestem kümmere ich mich auch (wieder) um den After-Sales-Service für einen chinesischen Akkupack-Produzenten, der Akkus für verschiedene europäische E-Bike Hersteller fertigt.

Oben steht „wieder“, weil ich vor 10 Jahren schon einmal etwas Ähnliches für einen anderen Akku-Hersteller gemacht habe. Wäre die Situation bei den Akkus aus China heute immer noch so wie damals, hätte ich den Auftrag wahrscheinlich nicht angenommen.

Aber wo lagen früher die Schwierigkeiten bei den E-Bike-Akkus?

Unter anderem war es so, dass die meisten E-Bike Akkus, die zu der Zeit aus China kamen, Lithium-Polymer-Zellen waren. Grundsätzlich haben Lithium-Polymer-Akkus gegenüber den klassischen zylindrischen Lithium-Ionen-Zellen einige wichtige Vorteile (wenn du wissen möchtest, welche das sind, schau dir doch auch mal meinen Blogbeitrag zum Thema Lithium-Ionen vs. Lithium-Polymer an). Als E-Bike-Akkus haben sie aber überhaupt nicht gut funktioniert.

Wo genau war das Problem?

Der chinesische Hersteller hatte die Lithium-Polymer-Zellen in Form von dünnen Platten einfach aufeinandergestapelt und sozusagen ein LiPo-Zellen-Sandwich geliefert. Allerdings kann sich ein Akku unter Last – also beim Fahren – und auch beim Aufladen ziemlich erwärmen. Da zwischen den gestapelten Zellen kein Luftstrom durchzog, staute sich durch die Sandwich-Bauform die Wärme im Akku extrem, was die Lithium-Polymer-Zellen gar nicht gut vertragen.

Aber das war noch nicht alles. Ich erinnere mich an einen italienischen Fahrradhersteller, der das große Geld witterte und deswegen ganz schnell auf den Zug mit den E-Bikes aufspringen wollte.

Ein Fahrrad hatte er schon, also fehlten ihm noch ein Motor, ein bisschen Elektronik für eine Steuereinheit und natürlich ein Akku. Diese Bauteile hat er sich damals einfach irgendwo zusammengekauft (der Akku kam von meinem damaligen Partner in China) und zu einem E-Bike zusammengeschraubt. Um das Teil dann möglichst schnell zu Geld zu machen, hat er dieses E-Bike dann auch noch direkt verkauft, ohne es vorher ausgiebig zu testen.

Ihr könnt euch denken was passiert ist: Die Reklamationen sind dem Fahrrad-Unternehmen nur so ins Haus geflattert. Einmal musste ich sogar nach Portugal reisen, um mir einen Fall genauer anzuschauen, bei dem der Akku eines E-Bikes gebrannt hatte.

Alles in allem also ein ziemliches Fiasko. Das Problem war dabei nicht mal der Akku selbst, sondern die Kommunikation der einzelnen (wild zusammengekauften) Komponenten. Der Akku-Hersteller hatte keine Ahnung, was für ein Steuergerät verbaut war, der Motor-Hersteller wusste nicht, was der Akku so draufhatte und so weiter. Wenn bei so einem Antriebssystem inklusive Energieversorgung aber eine Komponente nicht sauber funktioniert, dann funktioniert das ganze System nicht richtig.

Wie sich die E-Bike Akkus weiterentwickelt haben

Ihr könnt euch vorstellen, der Job als Batterie-Service-Partner in Europa war damals recht… sagen wir mal interessant 😉

Heute ist es zum Glück eine ganz andere Situation und ich stehe zu 100 % hinter den Produkten meines chinesischen Partners. Aber was hat sich geändert?

Schwarz-blaues E-Bike vor weißem Hintergrund
Heute eine runde Sache!
Foto: Lapierrebikes / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)

Ganz einfach: Die Fahrradhersteller wissen inzwischen ganz genau, wie der Motor ausgelegt werden muss und welche Anforderungen der Akku erfüllen muss. Genau diese Informationen bekommt der Akku-Hersteller in China und kann dann einen richtig guten Akku für das E-Bike herstellen.

Und dieser Akku sieht jetzt auch ein bisschen anders aus als früher. Wir haben keine Lagen von Lithium-Polymer-Zellen mehr, sondern klassische Rundzellen, die mit Zellhaltern in einem gewissen Abstand voneinander angebracht sind. So haben die einzelnen Zellen Platz und die Wärme staut sich nicht so stark. Außerdem haben wir ein Batterie-Management-System, das auch noch mit einem Kühlkörper versehen ist. Das Hitzeproblem, das wir damals beim Lithium-Polymer-Sandwich hatten, gibt es heute also nicht mehr.

Ihr seht: Die Kommunikation ist super wichtig und macht hier den Unterschied zwischen einem schlappen E-Bike oder sogar einem Brand und einem flotten E-Bike Fahrerlebnis.

Tipp vom Batterie-Experten

Falls du jetzt selbst dein E-Bike aus dem Keller holst, weil das Wetter gerade warm ist und der Akku nicht mehr so richtig gut ist, kann ich dir nur einen Tipp geben:  Kauf nicht irgendeinen Akku im Internet. Also keinen Akku aus China, der vielleicht so aussieht, wie das, was du jetzt gerade in deinem Bike hast. Dieser Akku ist sehr wahrscheinlich nicht auf das restliche Antriebssystem abgestimmt und das kann – wie beim italienischen Hersteller – zu Problemen führen. Nimm also lieber ein paar Euro mehr in die Hand und kaufe einen originalen Ersatz-Akku, der perfekt auf dein E-Bike abgestimmt ist.

Weil Kommunikation so wichtig ist

Wenn du selbst ein Entwickler oder ein Hersteller eines Produkts bist und dich der chinesische Akku-Markt interessiert, ruf mich einfach mal an (+49-7151-959-30-22) oder schreibe mir in WhatsApp. Wir schauen uns die Möglichkeiten dann mal zusammen an, ich mache gerne die Entwicklung hier vor Ort und kümmere mich dann um die Kommunikation mit meinen chinesischen Fertigungspartnern, damit du den perfekten Akku für deine Anwendung bekommst.

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