Krise durch Rohstoffmangel – ist China an allem Schuld? Und wie du trotzdem an Akkus kommst.

Krise durch Rohstoffmangel – ist China an allem Schuld? Und wie du trotzdem an Akkus kommst.

Oktober 29, 2021 Projektgeschichten 0
Bild mir rauchenden Schloten und Stromleitungen vor einem orangenen Himmel

Die Presse überschlägt sich zurzeit mit Meldungen, die uns hier in Europa in Angst und Schrecken versetzen. Das sind Schlagzeilen wie:

„Die Magnesium-Bombe: China dreht der deutschen Metallindustrie den Hahn zu“

Focus Online

oder

„Pekings langer Arm – China kauft sich im Hamburger Hafen ein“.

Der Tagesspiegel

Ein anderes beliebtes Thema fürs solche Artikel ist, dass China für den weltweiten Mangel an Halbleitern schuld sein soll.

Will China jetzt tatsächlich die Weltherrschaft an sich reißen und das dadurch schaffen, dass wir im Westen immer abhängiger von China werden? Steckt da am Ende sogar ein großer Plan dahinter?

Ich möchte einmal die politische Lage in Fernost genau unter die Lupe nehmen und den markigen Schlagzeilen oben auf den Zahn fühlen. Immerhin habe ich ziemlich häufig mit meinen Partnern in Fernost Kontakt und hab so den ein oder anderen Einblick bekommen.

Also wie ist sie nun, die Lage und warum haben wir diese Lieferengpässe und extremen Preiserhöhungen? Welche Lösungsansätze gibt es und was sollten wir jetzt unternehmen?

Alles dazu erfahrt ihr in meinem neuen Video oder wie immer weiter unten in Textform. Spoiler-Alarm: Die Beziehungen nach China spielen eine enorme Rolle.

Aktuelle Wirtschaftslage | Krise durch Mangel | Ist China an allem Schuld?

Akte X: die weltweite Knappheit von Rohstoffen, Chips und Akkus

Normalerweise entwickle und produziere ich für meine Kunden Akkus und Batterien, also „Strom im Päckle“. Das macht allerdings nur dann richtig Spaß, wenn die Einzelteile und Komponenten für die benötigten Akkus lieferbar und bezahlbar sind. 

Und genau diese Punkte, also die Lieferfähigkeiten und auch die Preise sind derzeit jenseits von Gut und Böse. Lieferungen, die sonst 3–4 Wochen gedauert haben, brauchen jetzt bis zu einem Jahr. Und die Preise erst: Früher hat ein kleiner Chip, der für die Ladezustandsanzeige eines Akkus gebraucht wird, ca. einen Euro gekostet. Heute liegt dieser bei sage und schreibe acht bis zehn Euro.

Falls ihr mehr über dieses Thema wissen wollt, könnt ihr ja auch mal bei meinem Blogbeitrag zum Thema Knappheit bei 1860-Zellen reinschauen. Dort verrate ich auch ein paar Ideen, wie man trotz der Knappheit an die Zellen kommen kann.

Wenn das Angebot der Produkte bei gleicher (oder nach der pandemiebedingten Krise sogar zunehmender) Nachfrage sinkt, lässt das den Preis steigen, das ist kleines Wirtschafts-ABC. Aktuell sind diese Preissteigerungen zum Teil ziemlich heftig. Es könnte sogar so weit gehen, dass viele Branchen hier in Deutschland bald ohne die benötigten Rohstoffe und Zulieferprodukte ganz auf dem Trockenen liegen. Ein echter Hammer, hoffen wir, dass es soweit nicht kommt.

Und wer ist schuld daran? China? Zumindest wird das gerade immer wieder behauptet. Die Schlagzeilen oben habt ihr ja gelesen.

China im Verdacht, was ist da dran?

Also was ist da dran? Es ist auf jeden Fall nicht so einfach. Nehmen wir mal das Beispiel Magnesium. Die Schlagzeile “Die Magnesium-Bombe: China dreht der deutschen Metallindustrie den Hahn zu” hört sich so an, als würde China das alles mit Absicht machen, um uns und unserer Industrie zu schaden.

Abhängigkeiten der Marke Eigenbau

Wenn man es aber mal nüchtern betrachtet, dann hat die westliche Industrie in den letzten Jahrzehnten so ziemlich alles in China eingekauft, weil es dort günstiger war. Unter welchen Umständen in China produziert wurde, hat dabei niemanden so wirklich interessiert.

Es hat keinen gekümmert, welche Energie zur Herstellung von Magnesium benötigt und wo sie herkommt. Es war egal, dass die Umwelt in China verschmutzt wurde und wie die Arbeiter behandelt wurden. Hauptsache, man bekommt das, was man möchte, möglichst günstig geliefert.

Anfang der 2000er musste die letzte Magnesium-Produktion in Europa schließen – aus Kostengründen. Hieß es damals nicht, dass dies nur deshalb passiert, weil die Chinesen viel günstiger anbieten? Das mag ja schon richtig sein, aber auf der anderen Seite wollten wir es ja auch so!

Power off – für die Umwelt

Jetzt wird mit dem großen grünen Finger auf China gezeigt und der mächtige CO2-Ausstoß, die Energie-Verschwendung und die Umwelt-Verschmutzung kritisiert. China bekommt also Auflagen, sich mehr um die Umwelt zu kümmern und zum Beispiel weniger Energie aus Kohlestrom zu verwenden. Das ist schon richtig und das tun sie dann auch ziemlich rabiat, indem sie den Unternehmen und Haushalten zeitweilig den Strom abschalten. Blöd nur, dass davon eben Teile der Wirtschaft betroffen sind, die für uns hier im Westen wichtig sind.

Ohne Strom geht wenig. Den chinesischen Unternehmen und Haushalten wird kurzfristig der Strom abgedreht.

Übrigens, auch mich trifft der Power-Shutdown hart. Die Regierung Chinas hat beschlossen, den Produzenten von Platinen und Lithium-Polymer-Zellen an mindestens zwei Tagen der Woche den Strom abzuschalten.

Was dann passiert, ist klar: Wenn ich mit einer Bestellung über fünftausend Akkupacks zu meinem chinesischen Partner komme, dann überlegt der sich gut, ob er meinen Auftrag annimmt oder doch die Bestellung eines anderen Kunden, die über fünfzigtausend Akkupacks groß ist.

Die Chip-Krise haut rein, aber nicht überall…

Was mich direkt zum Thema Halbleiter bringt. In vielen Gesprächen und Artikeln wird behauptet, dass China Schuld an der Knappheit von Halbleitern, Chips und ICs sein soll. Also auch daran, dass unsere Automobilindustrie hier in Deutschland massive Probleme hat, Fahrzeuge fertig zu produzieren und auszuliefern.

Foto eines Prozessors auf einem weißen Hintergrund
Chips sind knapp und der Preis steigt (zumindest für einige)

Also ich kenne kaum chinesische Hersteller von Halbleitern. Aus der Hüfte geschossen, kann ich Texas Instruments, Dallas, Seiko, Samsung, Intel, Mediatek und AMD aufzählen. Davon hört sich keiner sonderlich chinesisch an. Naja die kommen ja auch aus USA, Taiwan, Japan und Süd-Korea. So, und warum gibt es nun den Mangel hier in Deutschland?

Es könnte auch einfach daran liegen, dass unsere hier Unternehmen letztes Jahr alle Verträge mit den Herstellern gecancelt und Bestellungen storniert haben. Pandemiebedingt, natürlich.

Da ist es doch nur logisch, dass sich die Hersteller andere Kunden suchen, neue Verträge machen und jetzt natürlich erst einmal diese neuen Verträge erfüllen müssen. Ich habe noch nirgends gelesen oder gehört, dass Tesla derart Probleme hat, wie unsere Automobilisten. Das könnte übrigens auch daran liegen, dass Tesla gut darin ist, die eigene Software anzupassen und so leichter auf alternative Chips umsteigen konnte.

Für mich bedeutet die Chip-Knappheit, dass die Platinen, die ich für meine Akkupacks benötige, teurer werden und die Mindestbestellmengen nach oben geschraubt werden.

Konnte ich vor einem Jahr noch 500 Stück von einem Akkupack bestellen, liegt die Mindestmenge jetzt bei dreitausend bis fünftausend Stück. Schlecht für mich und für meine Kunden. Dazu kann dann noch kommen, dass die Ware, wenn sie dann endlich fertig ist, nicht aus China versendet werden. Die Seefracht funktioniert ja gerade auch nicht so, wie man es gewohnt ist.

Investing big – China-Style

Ja, China ist schnell dabei, einen Frachthafen zu schließen, wenn sich dort wieder mal ein Virus ausbreitet. Aber das ist nicht der Hauptgrund für die Schwierigkeiten, denn selbst wenn die Häfen geöffnet sind, kann häufig keine Ware in Container verpackt werden. Das liegt mit daran, dass eine ganze Menge Container noch gut gefüllt in L.A. steht. Dort können unzählige Container aufgrund von Personalmangel nicht geleert werden und fehlen dann wiederum in China. Ein Teufelskreis der Verspätungen sozusagen.

Die neueste Nachricht in dem Zusammenhang ist, dass sich China auch noch in den Hamburger Hafen einkauft. Ja, wollen die jetzt die komplette Logistik weltweit an sich reißen? Ist der Plan noch mehr weltweite Abhängigkeit zu schaffen?

Keine Ahnung, ob das so ist.

Was ich allerdings sicher sagen kann: Stünden keine Anteile des Hafens zum Verkauf, hätte sich kein chinesisches Staatsunternehmen einkaufen können. Mich würde es nicht wundern, wenn der ehemals zehntgrößte Passagier-Flughafen Frankfurt-Hahn ebenfalls in chinesische Hände fällt. Der ist jetzt insolvent und keiner hier traut sich zu investieren. Wenn am Ende dann wieder ein chinesisches Unternehmen zuschlägt, ist das Geschrei wieder groß.

Also was tun, um mit der Knappheit klarzukommen?

Logisch, nicht alles, was China so treibt, ist cool und vertretbar. Das will ich gar nicht unter den Teppich kehren. Ich finde nur, wir sollten manchmal einen Schritt zurücktreten und unsere eigene (Mit-)Verantwortung reflektieren, bevor wir die Mistgabel rausholen und wild herumfuchteln.

Was ist also zu tun und was mache ich, um meine Kundenprojekte am Laufen zu halten? Erst neulich habe ich wieder eine Bestellung eines Kunden über eintausend Akkupacks erhalten. Da hat man jetzt zurzeit nicht die besten Voraussetzungen.

Zum Glück ermöglicht der jahrelange gute Kontakt, die vielen Besuche in China und mein Verständnis für die dortige Kultur mir eine lockere Basis für die Verhandlungsgespräche. Vielleicht spielt auch der respektvolle Umfang mit den Partnern in meinem Netzwerk eine Rolle. Auf jeden Fall habe ich es geschafft, die tausend Akkus für meinen Kunden zu bekommen. Und das sogar zum Vorjahrespreis.

Ja, Gespräche mit offenen Karten können vieles bewirken. Einen Schuldigen zu suchen, sich gegenseitig den schwarzen Peter zuzuschieben oder sogar mit Sanktionen zu drohen, halte ich für weniger sinnvoll.

Genauso wurde es ja auch von den Metallern in Bezug auf das Magnesium von der Regierung gefordert. Ein sehr guter Plan, wie ich finde. Ich werde dieses heikle Thema auf jeden Fall weiter beobachten, vielleicht gibt es ja bald wieder etwas Positiveres zu berichten.

Wenn du gerade einen Akku oder eine Batterie für dein Produkt brauchst, können wir ja auch gerne mal ein Gespräch führen und herausfinden, wie ich dich unterstützen kann. Ruf mich doch einfach mal an (07151 959 30 22) oder schreibe mir eine Mail (info@accundu.de).

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