Elektroautos nur noch zu bestimmten Zeiten laden?

Elektroautos nur noch zu bestimmten Zeiten laden?

Oktober 13, 2021 Akku-Wissen 0
E-Farzeug beim Laden an einer Ladesäule

Jetzt ist es offiziell! Ein erstes Land in Europa hat beschlossen, die Stromzufuhr für Elektroautos zu beschränken. In Großbritannien ist die Angst vor dem Zusammenbruch des Stromnetzes offenbar groß. Die dort zugelassenen 300.000 Elektroautos fressen zu den Stoßzeiten ganz schön viel Strom.

In meinem neuen Video geht es um den Gesetzesentwurf der Briten, die Ladezeiten für Elektrofahrzeuge an privaten Ladesäulen einzuschränken. Was bedeutet diese Entscheidung für die Zukunft? Und für uns hier in Deutschland?

Wie immer gibt es alles auch in Textform weiter unten.

Kein Strom für Elektroautos | Privaten Stromern wird das Aufladen erschwert

Mobile Energie – eine große Chance

Wir von accundu entwickeln und liefern für unsere Kunden spezielle Akkus und Batterien. Diese Akkus sind meist etwas kleiner und handlicher als die riesigen Energiespeicher von Elektroautos. Insofern könnte man also tatsächlich von mobiler Energie sprechen 😉

Natürlich habe ich mich in den letzten 15 Jahren auch intensiv mit der Elektromobilität auseinandergesetzt. Wir haben zum Beispiel einen Golf 1-Cabrio elektrifiziert. Wir haben einen Daimler-Diesel-Sprinter zu einem Hybriden umgebaut. Wir haben selbst ein Elektroauto entwickelt und natürlich haben wir viele Akkus für E-Bikes, Pedelecs, Scooter und Roller produziert.

Damals, also vor circa 15 Jahren, habe ich mir über die Stromversorgung und auch das Recycling noch keine Gedanken gemacht. Wozu auch?

Ich war so happy, etwas für die Umwelt zu tun, da ich Produkte mit wiederaufladbarer Energie versorgen konnte. Aber das war nicht alles: Meine Akkus haben sicherlich das ein oder andere Leben gerettet, denn wir haben auch Akkus für Defibrillatoren und andere lebensnotwendige medizinische Produkte geliefert.

Auch das ein oder andere spannende Projekt für die Forschung und den Tierschutz haben wir umgesetzt. Viele dieser Projekte erleichtern jeden Tag den Alltag der Menschen. Das hat schon was und ich mache meine Arbeit unfassbar gerne.

Vereinigtes Königreich wagt drastischen Schritt – Einschränkung der privaten Ladezeiten

Beim Thema Elektromobilität bekomme ich heute aber ein flaues Gefühl in der Magengegend. Im privaten Bereich werde ich häufig darauf angesprochen, was ich so vom Hype der E-Fahrzeuge halte. Ich versuche dann immer ein diplomatisches und ehrliches Feedback zu geben. Mich dem Elektroauto-Hype anzuschließen, das fällt mir zum aktuellen Stand nämlich ziemlich schwer.

Das führt mich nun zu dem Artikel, über den ich vor einigen Tagen gestolpert bin: https://www.merkur.de/wirtschaft/grossbritannien-blackout-strom-netz-e-autos-ueberlastung-elektroautos-ladestationen-kappen-zr-91018501.html

In dem Artikel steht, dass die Regierung des Vereinigten Königreich die privaten Ladesäulen zu bestimmten Uhrzeiten vom Stromnetz nimmt. Es wird befürchtet, dass sonst das Netz überlastet wird. Gelten sollten diese neuen Regeln übrigens ab Mai 2022. Ein ziemlich radikaler Schritt!

Was bedeutet das nun für Fahrende von Elektrofahrzeugen in UK? Also zwischen 8 Uhr und 11 Uhr morgens kann man seinen Tesla, Toyota oder was auch immer schon mal nicht laden. Okay, da ist man vielleicht auch schon zur Arbeit gefahren, nicht so schlimm also.  Wenn man dann aber nach Feierabend nach Hause kommt und noch ins Restaurant oder ins Kino möchte, könnte es eng werden. Zumindest wenn das Auto noch Strom für einige Kilometer tanken muss. Denn von 16 Uhr bis 22 Uhr wird man zu Hause ebenfalls nicht laden können.

Laden zu jeder Uhrzeit könnte künftig schwieriger werden (zumindest im Vereinigten Königreich)

Klar, man könnte immer noch zu einer öffentlichen Ladestation an der Autobahn oder einer Bundesstraße fahren, um neue Power zu bekommen. Aber eigentlich sollte die Elektromobilität das Leben einfacher machen… für mich hört sich das jedenfalls ziemlich kompliziert an.

Im Vereinigten Königreich sind derzeit übrigens 300.000 E-Flitzer und Hybriden auf der Straße. Bei uns in Deutschland waren es im Juli 2021 schon rund eine Million. Ab 2030 sollen in UK übrigens keine neuen Autos mit Verbrennungsmotoren mehr zugelassen werden.

Der Betreiber des britischen Übertragungsnetzes geht davon aus, dass aktuell genug Energie zur Verfügung steht und das Stromnetz nicht zusammenbricht. Die Maßnahmen sollen also eher eine Vorsichtsmaßnahme sein. Mit dem erwarteten zukünftigen Ausbau an erneuerbaren Energiequellen soll es dann auch zukünftig hinhauen, wenn immer mehr Elektroautos auf den Straßen unterwegs sind.

Ich denke, ihr seht, auf was ich hinaus möchte. Die Situation kommt mir ein bisschen vor wie ein Zug auf einer Linie, bei der die Gleise noch nicht bis zur Endstation gebaut sind. Und dieser Zug nimmt jetzt so richtig Fahrt auf. Das kann natürlich gut gehen, dazu müssen die Gleisbauer aber schnell die fehlenden Gleise verlegen. Wenn das nicht gelingt, dann fährt der Zug irgendwo gegen eine Wand.

Aber was ist denn nun nötig, damit wir die wachsende Zahl von Elektroautos handeln können? Oder um im Bild zu bleiben: Wie schaffen wir es, die fehlenden Schienen schnell zu verlegen, damit der E-Mobilitätszug sein Ziel doch noch erreicht? Folgende Punkte sollten schnellstmöglich angegangen werden:

1. Mehr (grünen) Strom produzieren

Bei einem vollständigen Wechsel aller Fahrzeuge von Verbrennern zu Stromern würde der Bedarf an Elektrizität in den USA um 25 % steigen. Auch bei uns würde der Wechsel auf die E-Mobilität einen ähnlichen Anstieg bedeuten. Diese Energie muss grundsätzlich erst einmal bereitgestellt und zu den Verbrauchern transportiert werden.

Um die Masse an Elektrofahrzeugen zu handeln, werden also auf jeden Fall große Investitionen in zusätzliche Kraftwerke und auch in die Infrastruktur nötig sein. Als zusätzliche Herausforderung wird in den nächsten Jahren bis Jahrzehnten die Stromerzeugung aus fossilen Energiequellen zurückgefahren und durch Strom aus regenerativen Energiequellen ersetzt – Stichwort: Energiewende.

Hier kommen also zwei grundlegende Transformationen zusammen, nämlich bei der Mobilität und bei der Energie. Das wird alles andere als trivial, so viel steht fest. Mit einem Windkraftwerk hier und ein paar Solarzellen dort ist es auf jeden Fall nicht getan. Es werden massive Investitionen in die (nachhaltige) Produktion und den Transport von Elektrizität notwendig werden, um die Stromerzeugung und Netze nachhaltig und fit für den massenhaften Einsatz von Elektrofahrzeugen zu machen.

2. Ladezeiten optimieren

Die Menge der bereitgestellten Energie für die Elektrofahrzeuge kann aber nur die Basis sein. Fast genauso wichtig ist, wann genau diese Energie bereitgestellt wird!

Gerade vor dem Hintergrund, dass immer Elektrizität aus regenerativer Energie bereitgestellt wird, ist dieser Aspekt extrem wichtig. Tagsüber, wenn die Sonne scheint, gibt es eine ganze Menge Elektrizität aus den Solaranlagen. Die ganzen E-Mobilisten kommen aber am Abend von der Arbeit nach Hause und möchten Strom tanken. So kommt es zu einer ziemlich heftigen Last für das Stromnetz, konzentriert auf wenige Stunden am frühen Abend – gerade dann, wenn nicht mehr so viel Energie zur Verfügung steht. Hier drohen genau die Blackouts, vor denen sich Boris Johnson fürchtet.

Helfen könnte hier zum Beispiel der Bau von sehr vielen Ladegelegenheiten. Ein großer Teil der Elektrofahrzeuge könnte dann zum Beispiel tagsüber auf den Firmenparkplätzen geladen werden, wenn viel Energie zur Verfügung steht. Mit (finanziellen) Anreizen könnte man die Leute dazu bringen, ihre Fahrzeuge auch wirklich tagsüber zu laden. So könnte man zum Beispiel tagsüber, wenn viel Energie aus regenerativen Quellen bereitgestellt wird, die Preise für Elektrizität senken.

Eine andere Möglichkeit wäre eine smarte Infrastruktur, manchmal auch „Smart Grid“ genannt. Ein solches intelligentes Stromnetz wäre in der Lage, die Ladezeiten der angeschlossenen Elektrofahrzeuge sinnvoll zu verteilen. Denkbar wäre es, anzugeben, wann man das Fahrzeug das nächste Mal nutzen möchte. Die Ladesäule sucht sich dann einen Zeitpunkt für den Ladevorgang aus, zu dem der Strom verfügbar (und günstig) ist.

Eine grundsätzliche Frage der Energiewende ist ja auch, wie man die Energie speichert, solange sie sozusagen im Überfluss zur Verfügung steht. Zumindest die Kühlschränke sollten ja auch nachts laufen, wenn die Solarzellen keine Elektrizität liefern. Sonst ist der Ärger groß, wenn das leckere Schokoeis morgens durch das Eisfach suppt.

Hier werden zum Beispiel Speicherkonzepte wie die Herstellung von Wasserstoff oder Pumpspeicherkraftwerke diskutiert. Letztens habe ich auch sogar etwas über völlig abgefahrene Türme aus der Schweiz gelesen, bei denen Riesenkräne Gewichte in die Höhe ziehen, um Energie zu speichern. Diskutiert wird auch die Idee, die Elektroautos sozusagen als rollende Energiespeicher zu verwenden. Das klingt auf jeden Fall interessant, funktioniert aber auch nur dann, wenn wir überall Lademöglichkeiten haben, um die „Überschuss-Energie“ tagsüber in die Autos zu bekommen und eine smarte Ladeinfrastruktur, damit die Fahrzeuge zu den richtigen Zeitpunkten be- und entladen werden.

3. Das Recycling der Akkus

Auch das Recycling der Batterien ist noch nicht endgültig geklärt. Wenn in einigen Jahren massenhaft alte Lithium-Ionen-Akkus anfallen, brauchen wir eine Lösung, was damit passieren soll.

Da sind Herausforderungen zu Lösen wie Restladungen, die aus dem Akku müssen, fehlende Informationen über Lade- und Entladezyklen und damit den Zustand der Batterie, verklebte und verschweißte Module, die schwer zu demontieren sind und so weiter. Und dann sollten die Akkus oder zumindest die Rohstoffe im Idealfall wiederverwendet werden, immerhin gibt es keine endlosen Vorkommen von Lithium und seltenen Erden.

Gefährliche Entsorgung von Batterien und Akkus

Richtiges Recycling ist keine leichte Aufgabe

Die Verfahren zum Recycling der Akkumaterialien sind (noch) nicht wirklich ideal. Die rückgewonnenen Materialien sind nicht rein genug, um daraus wieder Akkus herzustellen. Forscher arbeiten mit Hochdruck an Lösungen für die Rückgewinnung der Ressourcen von alten Akkus, die Frage ist nur, wann wir so weit sind.

Möglich wäre es auch, die ausrangierten Akkus als stationäre Energiespeicher zu nutzen, etwa um tagsüber die von Photovoltaik-Anlagen auf Häuserdächern produzierte Elektrizität zu speichern. Wie das genau ablaufen soll und wer sich darum kümmert, ist allerdings unklar. Wenn die Akkus dann nach einigen Jahren auch hierfür nicht mehr taugen, stehen wir wieder vor dem Problem mit dem Recycling.

Mobile Energie für dein Projekt?

Das Thema Elektromobilität ist also durchaus komplex und viele Themen müssen schnellstmöglich angegangen werden, damit alles gut geht. Ich bin ehrlich gesagt ganz froh, dass ich meistens mit kleineren Akkus zu tun habe und das Thema ein bisschen von der Seitenlinie aus beobachten kann.

Vielleicht hast du ja gerade ein Produkt, für das du eine (kleine) Energiequelle brauchst? Dann melde dich doch einfach bei mir. Schreibe mir einfach eine Mail (info@accundu.de) oder rufe mich an (07151-959-30-22) und wir schauen gemeinsam, wie wir dein Projekt mit der richtigen Energie versorgen.

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