Akku-Entwicklung im Nachgang: Wie man aus einem chinesischen Produkt ein Gerät „made in Germany“ macht

Akku-Entwicklung im Nachgang: Wie man aus einem chinesischen Produkt ein Gerät „made in Germany“ macht

März 15, 2022 Projektgeschichten 0

Aus einem günstigen chinesischen Produkt lässt sich ein leistungsfähiges Endgerät zaubern – quasi made in Germany. Akku-Entwicklung im Nachgang sozusagen.

Ich durfte schon für viele Kunden Akkus entwickeln. Von der elektronischen Mausefalle über Bürostühle bis hin zur beheizten Winterjacke war alles dabei. Früher kamen die Innovationen noch häufig aus Deutschland. Heute kommen sie aus Fernost. Und die Geräte sind zudem noch unglaublich günstig.

Natürlich ist es reizvoll, Endgeräte aus dem Ausland zu importieren und auf dem europäischen Markt zu vertreiben. Und am besten geht das, wenn man es unter dem eigenen Label oder der eigenen Brand vertreibt. Dadurch spart man sich die Entwicklungs- und Zertifizierungskosten.

In meinem neuen Video (und im Text weiter unten) erkläre ich euch, wie man aus einem einfachen, günstigen Produkt ein Gerät „made in Germany“ machen kann.

Ein neuer Akku für einen Stabmixer

Im heutigen Beispiel geht es um einen konkreten Fall aus meinem Alltag. Da das tatsächliche Endgerät geheim bleiben muss, erkläre ich das Beispiel etwas abstrakter. Es geht um einen kabellosen Stabmixer. Die Herausforderung dabei war die geringe Leistung des Lithium-Ionen-Akkus, dessen Zertifizierung für den Vertrieb und den Transport und welche Lösungsansätze ich dafür anbieten konnte. Das war eine spannende Herausforderung!

Weißer Stabmixer in den Händen einer Frau. Das Kabel ist mit roten Kreuzen durchgestrichen
Um so einen Mixer ging es bei meinem Kunden, kabellos und mit Akku natürlich!

Mein Kunde rief mich an und fragte mich, ob ich für eine Beratung zu Lithium-Ionen-Akkus zur Verfügung stände. Natürlich, solange ich weiterhelfen, Fragen beantworten und fundierte Antworten geben kann, mache ich das sehr gerne. Wir vereinbarten also einen Video-Call und er zeigte mir den kabellosen Standmixer. Er hatte das erste Muster des Mixers aus China bei sich. An sich war mein Kunde mit dem Gerät zufrieden, doch seine Testpersonen sagten, dass die Laufzeit des Stabmixers ein bisschen zu gering war.

Größerer Akku-Pack oder stärkere Einzelzellen – worauf kommt es bei der Akku Entwicklung an?

Meine erste Idee war, den Akkupack zu vergrößern. Damit es auch möglich wäre, einen wirklich großen Smoothie zu machen. Oder auch zwei, drei Smoothies hintereinander. Das Problem dabei ist aber, dass die Größe des Akkupacks vorgegeben ist. Wenn man diesen vergrößern würde, wäre das Gehäuse nicht mehr groß genug. Das Gerät sollte auch nicht unhandlich werden – es ging ja hier gerade um ein gutes mobiles Handling.

Ich fragte beim Hersteller in China nach, ob ein größerer Akku möglich wäre. Die sagten mir, dass es zwar möglich wäre, aber mit enorm hohen Kosten verbunden. In diesem Fall sogar mit Kosten für neue Werkzeuge, da das Akku-Gehäuse und auch der eigentliche Einbau in den Mixer geändert werden müssten.

Okay, es müssen wir bei der bisherigen Größe bleiben. Aber wäre es vielleicht möglich, stärkere Einzelzellen zu verwenden als die, die im Akkupack aus China verwendet wurden? Wir haben den originalen Akkupack einmal durchleuchtet und ich konnte den erkennen, wie der Akkupack im Detail aufgebaut war und wer der Hersteller der Zellen ist. Ich sag es mal so: Da war auf jeden Fall viel Potenzial, was die Qualität angeht. Nicht unbedingt beim Hersteller der Zellen, denn die Qualität ist für einen chinesischen Hersteller eigentlich ganz okay.

An Qualität mangelte es bei der Schutzschaltung – also der Platine, die sich auf dem Akku befindet. Die soll im Fehlerfall eigentlich die Zellen und damit den Akkupack schützen, sah in dem Fall aber etwas dürftig aus. Auch die Verarbeitung, vor allem an den Schweiß- und Lötstellen, sah nicht so wirklich professionell aus.

Worüber sollte man sich vor dem Kauf eines Gerätes mit Akku Gedanken machen?

Der Lieferant eines mobilen Geräts ist in den allermeisten Fällen nicht der Hersteller des Akkus und wir wissen deshalb nicht wirklich, wo der Akku tatsächlich herkommt. Es lohnt sich also beim Kauf von Geräten aus China sich auch ein paar Gedanken in Bezug auf den Akkupack zu machen. Folgende Punkte sind aus meiner Sicht extrem wichtig:

  • Sind alle notwendigen Zertifizierungen vorhanden?
  • Ist auch gewährleistet, dass immer dieser Akku verbaut wird? Oder wird irgendwann irgendetwas anderes, billigeres eingesetzt, um die Kosten geringer zu halten?
  • Was passiert bei einer Reklamation des Akkus? Kann man das dann in China so abarbeiten?

Optimierungen bei der Akku-Entwicklung – mehr Kapazität und Effizienz für ein besseres Produkt

Bei dem Standmixer-Akku handelte es sich um 6 Einzelzellen mit je 3,6 Volt Nennspannung und einer Kapazität von 2,5 Ah – die wurden in Serie zu einem Akkupack mit 21,6 Volt zusammengebaut.

Der Motor des Mixers braucht schon mal richtig Dampf, um sich durch die Selleriestangen oder hart gefrorene Eiswürfel durchzuhauen. Dafür müssen die Zellen einen hohen Strom abkönnen. Wir können also nicht einfach irgendwelche x-beliebige Zellen nehmen, sondern müssen auf den Entladestrom achten.

Andere Hersteller produzieren Zellen, die den geforderten Strom können und sogar noch ein bisschen mehr Kapazität haben. Allerdings ist dann bei 2,8 Ah tatsächlich Schluss. Aber immerhin würde der Mixer mit einem Akkupack aus diesen Zellen ein bisschen länger durchhalten.

Mein Kunde hat sich auch mit dem Thema Stromverbrauch beschäftigt und ich habe mich in Deutschland mal umgehört: Gibt es hier Hersteller, die einen Motor liefern könnten, der die gleiche Leistung hat, aber weniger Energie dazu benötigt? Und so einen effizienteren Motor gibt es tatsächlich.

Also was haben wir jetzt? Einen Motor, der effizienter ist und einen Akku, der mehr Leistung hat. Das könnte man in die Basis aus China einbauen und hätte dann einen Mixer, der sogar etwas für den professionellen Einsatz sein könnte. Zum Beispiel für Barkeeper, die damit leckere Margaritas zubereiten.

Akku-Entwicklung „made in Germany“ – ist das nicht teuer?

Könnte man nicht einfach die paar Teile des Mixers in China kaufen, den Motor aus Deutschland und den Akku von mir? Und dann das Gerät einfach in Deutschland zusammenbauen und vertreiben, “Made in Germany” also?

Klar, warum nicht!? Doch mein Kunde hatte weder eine eigene Fertigung noch eine Lagerlogistik. Keine Lieferanten für Verpackungen. Er ist quasi ein Start-up im Bereich der mobilen Geräte.

Jetzt komme ich wieder ins Spiel mit meinem Netzwerk und meiner Firmengruppe in Waiblingen. An unserem Standort haben wir viel, was wir außerhalb der Akkus und Batterien anbieten können.

Ein offener Akkupack mit sichtbaren Zellen und BMS liegt auf einem Tisch neben einem Ladegerät und Werkzeugen.
Akku-Diagnose eines E-Bike-Akkus in der Montagehalle

Wir haben eine Montage-Abteilung, in der wir schrauben, montieren, kleben und löten können. Unsere Einkaufszentrale bezieht seit Jahrzehnten maßgeschneiderte Kartonagen. Unser Lager- und Logistikzentrum weiß, wie man verpackt und versendet. Und unsere Projektleiter kümmern sich um reibungslose Prozessabläufe.

Ich hätte dann den Akku mit den Regularien und der Zertifizierung im Blick. Genauso wie die Analysen des Akkus, falls mal ein Endkunde ein Problem haben sollte.

Da hat sich für meinen Kunden das Honorar für meine Beratung gelohnt. Denn nun hat er neue Ideen, kann sich seinen Business-Plan aufstellen und weiß sogar, wie er sein Produkt hier in Deutschland verbessert produzieren kann.

Die Entwicklungskosten bleiben überschaubar. Und obwohl wir hier in Deutschland zwar ein bisschen teurer sein werden, ist eine hohe Qualität gewährleistet. Und die Zoll- und Versandkosten werden enorm gesenkt.

Wenn auch du ein neues Produkt auf den Markt bringen möchtest und Unterstützung suchst, melde dich doch einfach mal bei mir (Mail: info@accundu.de, Telefon: 07151 959 30 22). Ich freue mich immer auf neue Herausforderungen.

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