Der Transport von Lithium-Ionen-Akkus und die Kostenexplosion
Der Transport von Lithium-Ionen-Akkus unterliegt bestimmten Regularien, vor allem, wenn sie eine hohe Nennenergie haben.
Ich habe schon ein paar Mal erlebt, wie genau diese Regularien coolen neuen Produkten auf den letzten Metern der Entwicklung den Markteintritt extrem erschwert haben oder ihnen sogar ganz das Genick gebrochen haben.
Welche Fallstricke lauern und was auf euch und euer neu entwickeltes Produkt zukommt, erfahrt ihr entweder im Video oder wie immer auch unten in Textform.
Vorsicht vor Akku-Fallstricken bei der Produktentwicklung
Sehr viele mobile Geräte, die aktuell entwickelt werden, bekommen ihre Energie aus Lithium-Ionen-Akkus. Logisch, diese Akku-Technologie ist weit verbreitet und eignet sich gut für viele verschiedene Anwendungen.
Was viele Entwickler allerdings nicht wissen: Es gibt ein paar Fallstricke, die dafür sorgen können, dass die Kosten spätestens bei der Serienproduktion explodieren!
Ich bin hauptsächlich dafür verantwortlich, für unsere Kunden spezielle Energielösungen zu entwickeln. Natürlich berate ich meine Kunden dann auch bei den Zertifizierungen, Gewährleistungsrechten und bei Verpackungen und Transport der Lithium-Ionen-Akkus.
Technik: Top, Akku-Zertifizierung: Schock!
Vor Kurzem hat mich ein potenzieller Kunde mit einem spannenden neuen Produkt kontaktiert. Ich darf nicht allzu viel über das Produkt verraten. Nur so viel: Es soll den Alltag von Senioren erleichtern und ein Akku soll das Gerät auf Knopfdruck unterstützen.
Ich habe ein paar Fotos des Prototypen geschickt bekommen und mit war sofort klar, dass sich hier jemand richtig gut mit Maschinenbau und Mechanik auskennt. Da der Kunde auch was von Elektrik versteht, hat er sich einen Bausatz für einen Lithium-Ionen-Akkupack gekauft, um seinen Prototypen auch richtig testen zu können.
Es handelte sich dabei um einen 25,6 V Lithium-Eisen-Phosphat-Akku mit 10 Amperestunden. Auf dem Akku ist gleich auch ein BMS, also ein Batteriemanagement-System verbaut. Dieses BMS schützt den Akku vor hohen Strömen, Spannungen und Kurzschlüssen.
Das hat alles gepasst, der Prototyp läuft. Der Kunde wollte von mir eigentlich nur noch wissen, ob er in Bezug auf die Temperaturentwicklung oder im Bereich Tiefentladung noch was beachten soll und mit seinem Produkt voll durchstarten.
Technisch ist bei dem Projekt alles im grünen Bereich, überhaupt keine Frage.
Als wir dann aber auf das Thema Zertifizierungen zu sprechen kamen, wurde es interessant. Ein solcher Akku muss ja schließlich getestet und zertifiziert werden, bevor er transportiert und in den Verkehr gebracht werden kann. Zumindest eine Zertifizierung nach der Norm UN38.3 muss sein.
Jetzt kommt‘s der UN38.3 kann gut und gerne 10.000 € kosten. Mein Kunde war entsetzt, dass ein solcher Test so viel Geld verschlingt.
Transport von Lithium-Ionen-Akkus – UN38.3 und die Akku-Power
Als Nächstes habe ich den Kunden noch auf die Bestimmungen für den Transport von Lithium-Ionen-Akkus angesprochen.
Einen Akku mit 25,6 V und 10 Amperestunden kann man nämlich nicht einfach so durch die Welt schicken.
Die Grenze bei Lithium-Ionen-Akkus liegt bei 100 Wattstunden. Alles unter 100 Wattstunden kann man aufgrund einer Sondervorschrift relativ einfach verschicken, wenn ein UN38.3 vorliegt.
Die Verpackungsvorschriften schreiben lediglich eine Kennzeichnung vor und im Lieferschein sollte ein Vermerk sein, dass ein Lithium-Ionen-Akku enthalten ist. Auch die Auswahl des Transportunternehmens ist leicht. So einen kleinen Akku nehmen eigentlich alle mit.
Bei einem großen Akku ab 100 Wattstunden sieht es schon anders aus. DHL transportiert solche Akkus zum Beispiel gar nicht, wenn sie einzeln versendet werden. Wenn mein Kunde mal einen Ersatz-Akku liefern möchte, wird es also schon schwieriger, ein Transport-Unternehmen zu finden.
Luftfracht bei Lithium-Ionen-Akkus? Aber bitte mit Schulung!
Noch haariger wird es, wenn der Akku per Luftfracht ins Ausland gesendet werden soll. Grundsätzlich ist der internationale Vertrieb bei vielen Produkten ja am Ende das Ziel. Sich damit vorab auseinanderzusetzen, ist also wichtig.
Beim Transport von Lithium-Ionen-Akkus per Luftfracht muss eine spezielle Verpackung verwendet werden, man braucht nicht brennbares Füllmaterial und sogar das Klebeband ist vorgeschrieben!
Hinzu kommt noch ein Dokument, das entsprechend ausgefüllt werden muss. Die sogenannte “Shippers declaration for dangerous goods”.
Dieses Dokument darf man nicht einfach so ausfüllen. Man benötigt dazu eine offizielle IATA-Schulung. Diese Schulung ist übrigens auch notwendig, um den Lieferschein auszustellen und die Akkus fachgerecht zu verpacken.
Ich habe auch mal so eine Schulung gemacht. Das ist zwar schon ein paar Jahre her, hat damals aber inklusive Prüfung knapp 3.000 € gekostet!
Ein echtes Schnäppchen, vor allem, wenn man bedenkt, dass die Prüfung nur zwei Jahre gültig ist… Klar, regelmäßige Prüfungen machen hier schon Sinn, denn die Regularien für den Transport von Lithium-Ionen-Akkus ändern sich ziemlich häufig. Aber man muss eben alle zwei Jahren anrücken und natürlich auch jedes Mal etwas bezahlen.
Damals habe ich diese Schulung übrigens mit einem Kollegen gemacht, damit wir uns gegenseitig vertreten können, wenn mal einer krank ist. Das ist grundsätzlich sinnvoll, aber schlägt auch mit weiteren 3.000 € zu Buche. Puh!
Zertifizierung und Transport von Lithium-Ionen-Akkus einplanen und Kostenfalle vermeiden
So etwas Ähnliches wie bei meinem Kunden habe ich schon öfter mitbekommen. Die Produktentwicklung ist so weit durch und das Produkt funktioniert. Die Kosten für die nötigen Zertifizierungen und für den Transport wurden aber nicht in das Budget einkalkuliert.
Gerade bei Produkten, die neu auf den Markt kommen und bei denen noch keine großen Stückzahlen dahinter stehen, ist das natürlich extrem unangenehm!
Ja, um den UN38.3 kommt man nicht herum. Aber auch hier gibt es günstigere und teurere Anbieter. Und natürlich gibt es auch ein paar Kniffe, um die Kosten für Zertifizierungen und Transport zu senken.
Wenn man gelegentlich ein paar große Akkus versenden möchte, muss man zum Beispiel nicht unbedingt eine Schulung absolvieren. Man kann sich auch einen externen Gefahrgutbeauftragten ins Haus holen, der dann den Service für ein paar Euros übernimmt. Das mache ich zurzeit übrigens selbst so.
Wenn du also gerade selbst an einem neuen Prototyp sitzt und Fragen zu den Bestimmungen und Zertifizierungen für den Transport hast, dann ruf mich gerne mal an (07151 959 30 6) oder schreibe mir eine Mail (jan.hetzel@accundu.de). Wir finden gemeinsam eine Lösung, wie du dein Produkt einfach und möglichst kosteneffizient auf den Markt bringst.