Kann Lithium-Polymer abgekündigte Lithium-Ionen-Akkus ersetzen?
Es passiert immer wieder, dass die Hersteller von klassischen Lithium-Ionen-Akkus bestimmte Zelltypen abkündigen, also einfach nicht mehr produzieren. Das ist natürlich vor allem dann ärgerlich, wenn gerade diese Zelle in ein Gerät eindesignt wurden und man auf die Lieferfähigkeit dieses Lithium-Ionen-Zelltyps angewiesen ist.
In meinem neuen Video schaue ich mir an, welche Herausforderung es gibt, um einen abgekündigten Lithium-Ionen-Akku mit einem Lithium-Polymer-Akku zu ersetzen. Was die Vor- und Nachteile sind und welche Kosten damit verbunden sind. Falls Ihr gerade kein Video anschauen könnt oder wollt, findet ihr weiter unten alles auch in Textform.
Die Akkuwelt dreht sich: von Li-Ion zu Li-Po
Kennt ihr noch die klassischen Lithium-Ionen-Akkus, die damals in den Handys verbaut wurden und die jeder selbst ausbauen und wechseln konnte? Vielleicht könnt ihr euch ja sogar noch daran erinnern, als die ersten prismatischen Lithium-Ionen-Akkus den Vorgänger Nickel-Metallhydrid ersetzt haben.
Das war ein echter Meilenstein für die Handys! Die Teile sind so viel leichter geworden und die Handys hatten eine viel längere Laufzeit, da die neue Akkutechnologie eine viel größere Kapazität hatte.
Ein Mordsvorteil, um einen neuen Snake-Highscore aufzustellen! 😉
Aber genug der Nostalgie, denn auch diese altbekannten prismatischen Lithium-Ionen-Akkus im Stahlmantel verschwinden so langsam vom Markt, weil die Hersteller immer mehr Modelle abkündigen.
Das große Problem dabei ist, dass die Akkus nicht nur in alten Handys eingesetzt wurden, sondern auch in vielen anderen Anwendungen, die auch heute noch benutzt und benötigt werden.
Klar, in unseren Smartphones finden die alten Stahlbecherakkus keine Verwendung mehr, weil es einfach nicht möglich ist, die Lithium-Ionen-Akkus so dünn zu produzieren, wie es mit den Lithium-Polymer-Akkus geht. Aber viele meiner Kunden haben aber heute noch Geräte, bei denen die alten Lithium-Ionen-Akkus eindesignt wurden. Zum Beispiel im Bereich der Gastronomie-Systeme, in Messgeräten oder der Medizintechnik.
Abgekündigte Lithium-Ionen-Akkus sorgen für Tumult
In meinen fast 15 Jahren in der Akku- und Batteriewelt habe ich schon viele Abkündigungen, Änderungen und Weiterentwicklungen von Zellen erlebt, die manchmal enorm zulasten meiner Kunden gingen.
Das läuft meistens so: Mein Kunde hat vor ein paar Jahren ein Gerät entwickelt und erfolgreich auf den Markt gebracht. Dazu wurde auch ein Akku angefertigt und zertifiziert, wofür einiges an Geld in die Hand genommen wurde. Bis hierhin alles super, die Kunden sind zufrieden mit dem Gerät und dem Akku und mein Kunde auch.
Jetzt entscheidet der Hersteller der Stahlbecherakkus, die in dem Gerät zum Einsatz kommen plötzlich, den Akku nicht mehr zu produzieren. Der Grund dafür ist meistens, dass der weltweite Bedarf dieser Akkus zurückgeht, weil sich die neuen Entwicklungen auf Lithium-Polymer-Akkus konzentrieren und sich bei geringen Stückzahlen schon die Produktion der Stahlbecher nicht mehr lohnt.
Das stellt meinen Kunden vor ein enormes Problem, denn er braucht eine Alternative zu seinem derzeitigen Akku, die eine vergleichbar hohe Qualität mit sich bringt, und zwar möglichst schnell. Er möchte ja die Geräte weiterhin auf dem Markt haben und auf keinen Fall selbst in Lieferverzug geraten.
Lithium-Polymer to the rescue!
Die gute Nachricht: Rein technisch ist es überhaupt kein Problem, einen Lithium-Polymer-Akku herzustellen und so zu liefern, dass das Gerät nicht verändert werden muss.
Die Abmessungen, die Spannung, die Kapazität und auch die Anschlüsse können entsprechend angepasst werden. Sollte keine passende Lithium-Polymer-Zelle auf dem Markt verfügbar sein, die die passenden Abmessungen hat, lässt sich eine kundenindividuelle Customized-Zelle fertigen.
Das heißt, mit speziell angefertigten Werkzeugen können wir die absolut identischen Dimensionen wie bei dem prismatischen Lithium-Ionen-Akku realisieren. Allerdings ist das mit zusätzlichen Kosten verbunden, denn die Herstellung der neuen Werkzeuge kann bis zu 5000 US-Dollar kosten. Damit sich dieser Ansatz lohnt, sollte eine gewisse Abnahmemenge in der Größenordnung von mehr als 10.000 Akkus pro Jahr dahinterstehen. Sonst rentiert es sich weder für den Kunden noch für den Hersteller der Akkus.
FAQ zum Wechsel von Li-Ion zu Li-PO
Wenn mit Kunden über solche Projekte sprechen, kommen meistens noch weitere Fragen, wenn die Grunddaten geklärt sind. Diese Fragen werden mir fast immer gestellt und das sind meine Antworten:
„Kann ich für das Gerät, bei dem der Lithium-Ionen-Akku durch einen Lithium-Polymer-Akku ersetzt wurde, das bisherige Ladegerät verwenden?“
Ja, das geht. Der neue Lithium-Polymer-Akku hält sich an die vorgegebenen Parameter des alten Akkus und die chemische Zusammensetzung können wir selbst so bestimmen, dass die relevanten Eigenschaften vergleichbar sind.
„Und wie sieht es mit dem Temperaturverhalten und den Lande- und Entladeströmen der Lithium-Polymer-Akkus aus?“
Auch hier können wir durch die Wahl eines entsprechenden Elektrolyten sicherstellen, dass die Eigenschaften gleich sind und keine Nachteile bei der Performance entstehen.
„Müssen neue Tests und Zertifikate durchgeführt werden?“
Oh ja, da kommen wir leider nicht drum herum. Jeder neue Lithium-Akku muss getestet und zertifiziert werden. Das ist der größte Nachteil beim Wechsel von Lithium-Ionen auf Lithium-Polymer, weil so natürlich wieder Kosten auf den Kunden zu kommen. Ich kenne aber die besten Tipps dazu, welche Zertifizierungen wirklich notwendig und sinnvoll sind und wo diese durchgeführt werden sollten. So sparen meine Kunden Zeit und Geld. Mehr dazu erfährst du übrigens in meinem Blogbeitrag zum Thema Zertifizierungen von Lithium-Ionen-Akkus.
Auf Li-Po ist Verlass
Als letztes kommt dann meistens die Frage „Ja und wenn wir neue Werkzeuge machen lassen müssen, die Zertifizierungen bezahlt sind und der neue Akku ein paar Jahre gut läuft, was ist dann mit der langfristigen Verfügbarkeit?“
Klar, die Kunden haben Angst, dass auch der neue Akku abgekündigt wird und das ganze Spiel von vorne losgeht.
Da kann ich aber beruhigen, denn wir sind dann nicht mehr in der Abhängigkeit der Lieferanten von Stahlbechern und solange die Werkzeuge existieren, kann der Akku ewig lang nachproduziert werden. Das ist aus meiner Sicht ein MEGAVORTEIL!
Ein weiterer Vorteil ist die preisliche Stabilität der Lithium-Akkus. Ja, auch hier sind die Rohstoffpreise maßgeblich, ebenso wie der Dollarkurs. Aber im Vergleich zu den herkömmlichen Lithium-Ionen sind Preissteigerungen absehbar und betreffen nachvollziehbar den ganzen Markt. Ganz anders bei den klassischen Lithium-Ionenzellen. Vor ein paar Wochen hatte Sony ein großes Problem in der Fertigung und konnte mehrere Typen ihrer Zellen nicht ausliefern.
Diese Lieferknappheit eines Herstellers sorge für eine Preiserhöhung von 30 % am gesamten Markt und zwar innerhalb einer Woche! Klar, die Sony-Kunden mussten auf andere Hersteller ausweichen und sorgten damit für eine allgemeine Knappheit der Zellen. So etwas kann uns bei Lithium-Polymer zum Glück nicht passieren!
In einem älteren Blogbeitrag habe ich übrigens schon einmal ausführlicher über die Unterschiede zwischen Li-Ion und Li-Po sowie die Vorteile (und Nachteile) von Lithium-Polymer-Akkus geschrieben.
Probleme mit abgekündigten Zellen…?
Wenn auch du gerade vor einem schier unlösbaren Problem stehst, weil dich deine derzeitigen Lieferanten so richtig hängen lassen, dann ruf mich einfach mal an (+49-7151-959-30-22) oder schreibe mir eine Mail (info@accundu.de). Wir schauen uns gemeinsam an, welche Möglichkeiten wir haben. Es ist durchaus machbar, einen neuen Lithium-Polymer-Akku als Ersatz für einen alten Lithium-Ionen-Akku zu produzieren. Ich muss dann nur wissen, wie groß er sein soll, welche Leistungsdaten er haben muss, welche Stückzahlen dahinterstehen und wo er eingesetzt wird. Ab dem Zeitpunkt arbeiten wir schon an der Lösung.